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Samstag, 13 April 2024 11:23

Kritische Unterbringungssituation für Asylbewerber in deutschen Bundesländern  

Asylbewerber Asylbewerber fot: pixabay

Deutschland steht vor erheblichen Herausforderungen bei der Unterbringung von Asylbewerbern. Eine umfassende Untersuchung der WELT AM SONNTAG zeigt, dass die meisten Bundesländer ihre Zusagen zur Bereitstellung von Unterbringungsplätzen nicht erfüllen können. Besonders im Sommer drohen sich die Engpässe zuzuspitzen, da die vorhandenen Kapazitäten nahezu ausgeschöpft sind.

Zustand der Unterbringungskapazitäten

Die Errichtung neuer Erstaufnahmestellen wird durch rechtliche Schwierigkeiten und die Ablehnung durch lokale Bürgergruppen behindert. Baden-Württemberg benötigt dringend zusätzliche 9000 Regelplätze, verfügt jedoch derzeit nur über etwa 6200. Niedersachsen meldet einen Bedarf von 7500 Plätzen, hat aber nur 3808 zur Verfügung. Ähnliche Situationen bestehen in anderen Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern, Bayern, Berlin, Nordrhein - Westfalen und Rheinland-Pfalz.

Schwierigkeiten bei der Expansion

Die Suche nach geeigneten Liegenschaften gestaltet sich als großes Problem. In Niedersachsen wird seit Herbst 2022 eine intensive Liegenschaftsakquise betrieben, die jedoch auf vielfältige Hindernisse stößt. Die Realisierung neuer Erstaufnahmeeinrichtungen hängt wesentlich von der lokalen Unterstützung ab, und rechtliche sowie faktische Hindernisse erschweren den Prozess erheblich.

Ausblick und Lösungsansätze

Trotz der aktuell etwas entspannteren Lage durch geringere Ankunftszahlen, rechnen Experten mit einem erneuten Anstieg der Asylbewerberzahlen zum Sommer. Dies könnte die Kapazitäten weiter strapazieren. Brandenburg steht im Gegensatz zu anderen Ländern momentan gut da, mit ausreichend verfügbaren Plätzen. Der Präsident des Deutschen Landkreistages, Reinhard Sager, weist darauf hin, dass die Kapazitäten in vielen Teilen bereits jetzt nicht ausreichen und dringend erweitert werden müssen.

Die Bundesregierung und die Regierungschefs der Länder hatten sich darauf geeinigt, dass Asylbewerber erst nach Abschluss ihres Verfahrens an die Kommunen weitergeleitet werden sollen. Die Realität sieht jedoch oft anders aus, und eine frühzeitige kommunale Zuweisung findet statt, selbst vor der Anhörung. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass sowohl Bund als auch Länder zusammenarbeiten, um diese Kapazitätskrise zu bewältigen und humane Unterbringungsmöglichkeiten für Asylbewerber zu gewährleisten.

Quelle: welt.de